Bedauerlicherweise hat alles einmal ein Ende, so auch für den Traditionskonzessionär Jock aus Karlsruhe. Nach einer 117-jährigen Firmengeschichte schließen Ende Februar 2015 für immer die Türen.
Doch was ist passiert, dass ein traditionsreicher Konzessionär plötzlich seine Pforten schließt? Besonders bemerkenswert, da er der einzige Omega-Konzessionär in der Region war und der Markt für mechanische Uhren momentan gut läuft. Die genauen Hintergründe sind mir nicht bekannt, aber ich denke, dass das Karlsruher U-Bahn-Projekt und die damit verbundenen Bauarbeiten dem Unternehmen schwer zu schaffen gemacht haben.
Meiner Meinung nach war der Juwelier zu sehr „alte Schule“. Das gesamte Konzept wirkte wie aus den 90er Jahren und hatte sich nicht weiterentwickelt – im Gegensatz zur Kundschaft. Heutzutage möchte ein Kunde nicht nur eine schöne Uhr, sondern auch ein angenehmes Ambiente und fachkundiges Personal. Das Ambiente bei Jock war – sagen wir mal – „okay“, doch das Personal konnte leider nicht mit Expertenwissen überzeugen.
Und genau hier lag meiner Meinung nach das Problem: Man war zwar stets freundlich und nett, doch es fehlte die Expertise. Das war vergleichbar mit einem Fischhändler, der versucht, Autos zu verkaufen. Wenn ein Kunde in einen Konzessionär geht, erwartet er einen anderen Service als bei der Dame im Karstadt.
Der Juwelier Kamphues, ebenfalls aus Karlsruhe, hat dieses Konzept verstanden und erfolgreich umgesetzt.
Nun, es ist leider zu spät. Doch hier noch einige Informationen und die Geschichte von Jock:
Im Jahr 1898 stand der Uhrmachermeister Karl Jock mit seiner Frau Anna vor dem neu eröffneten Geschäft in der Markgrafenstraße, neugierig beäugt von der Nachbarschaft.
Schon nach acht Jahren konnte sein Wunsch in Erfüllung gehen, sich in der „Kaiserlichen Straße“ zu etablieren. Der Umzug in die Kaiserstraße 141 erfolgte, wo er nun besser auf die Wünsche seiner Kunden eingehen und einen umfassenden Service bieten konnte.
Mit eisernem Willen und viel Geschick überstand Karl Jock die Entbehrungen der Kriegsjahre und baute das Geschäft zu einem der führenden Juweliere der Stadt aus. 1924 erfolgte der Umzug an den heutigen Standort in der Kaiserstraße 179.
Nach dem 2. Weltkrieg stand Karl Jock vor der Ruine seines Unternehmens. Doch das Glück stand ihm bei: Nur der Tresor mit seinem wertvollen Inhalt überstand die Bombenangriffe. Der Wiederaufbau begann von neuem.
Seine Söhne Karl und Rudolf sowie die Tochter Anna traten sein Erbe an. Der Wiederaufbau begann, und das Geschäft wurde mit der Philosophie des Gründers weitergeführt – eine Philosophie, die das Unternehmen weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt machte. Es war eine Zeit des rasanten Wachstums. Seit 1975 führte sein Enkel Gunther Jock das Geschäft in der dritten Generation ins neue Jahrtausend.
1988 wurde ein weiteres Geschäft in Baden-Baden eröffnet, das jedoch im Mai 2014 geschlossen wurde.
Gunther Jock, zusammen mit Geschäftsführer Dirk Kuhlmann und einem erfahrenen Team, ließ die Kunden die faszinierende Welt des Schmucks und die Leidenschaft für traditionelle Uhrenmanufakturen erleben.
Dirk Kuhlmann trat dem Unternehmen 1989 bei und trug maßgeblich zum Erfolg und zur Weiterentwicklung des Juwelierhauses bei.
Der Geschäftsführer Dirk Kuhlmann tritt dem Unternehmen bei 1989
Seit 1975 führt Enkel Gunther Jock des Geschäft in der 3. Generation in das neue Jahrtausend.
Zum Schluss fand ein Aktionsverkauf statt, bei dem alles vor der Schließung verkauft werden musste. Des einen Pech, des anderen Glück. Im Rahmen des Räumungsverkaufs wurden auch Uhren der Premium-Hersteller drastisch reduziert. So konnte ich mir zum Abschluss eine Tudor Black Bay beim Juwelier Jock sichern. Diese werde ich in Ehren tragen.