Was tun, wenn das Uhrenglas von innen beschlägt?
Passend zur Sommerzeit gibt es hier einen kleinen Workshop, wie man Feuchtigkeit aus seiner Uhr entfernt. Besonders Liebhaber von Vintage-Uhren kennen das Problem von undichten Plexiglässern, alten und porösen Dichtungen.
Eine gute Vintage-Uhr sollte grundsätzlich gegen Wasser geschützt sein. Leider kommt es immer wieder vor, dass Dichtungen, etwa am Gehäusedeckel oder an der Krone, porös werden und nicht mehr dicht sind. Dadurch kann Feuchtigkeit in die Uhr eindringen.
Wichtiger Hinweis: Wenn Feuchtigkeit in eure Uhr eingedrungen ist, solltet ihr die Uhr sofort zu einem Uhrmacher bringen. Feuchtigkeit kann das Uhrwerk beschädigen, weshalb schnelles Handeln erforderlich ist, um größere Schäden und Kosten zu vermeiden. Falls eure Uhr noch in der Garantiezeit ist, bringt sie zum Konzessionär, der auf Garantie die Feuchtigkeit entfernt. Ist die Garantie abgelaufen oder seid ihr gerade im Urlaub, helfen die folgenden Tipps.
Hier einige Tipps, wie ihr die Feuchtigkeit aus eurer Uhr bekommt:
Sobald Feuchtigkeit in eine Uhr eindringt, verdampft sie zunächst durch die Wärme des Handgelenks und kondensiert dann an der Innenseite des Uhrenglases.
Viele denken, dass es kein Problem ist, die Feuchtigkeit wieder loszuwerden. Das Wasser ist ja auch irgendwie in die Uhr gelangt, also wird es auch wieder rauskommen – oft durch einfaches Sonnenbaden. Leider wird man schnell feststellen, dass dies aus technischen und physikalischen Gründen nicht funktioniert.
Hier sind einige Lösungen, um die Feuchtigkeit schnell zu entfernen. Diese Anleitung gilt für Tudor, Rolex und ähnliche Uhren mit einem verschraubten Gehäusedeckel.
Wichtiger Hinweis:
Ein absolut schlechter Tipp ist es, die Uhr mit einem Haartrockner zu trocknen. Wenn man dem Wasser im Inneren der Uhr mit einem Fön zu Leibe rückt, verdampft das Wasser zwar zunächst, aber es kondensiert wieder, sobald die Uhr abkühlt. Der große Fehler dabei ist, dass sich das Wasser dann im gesamten Werk verteilt. Wenn das Wasser bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht in das Uhrwerk gelangt ist, passiert es jetzt mit Sicherheit. Eine weitere Problematik: Die Hitze des Föns kann die Luminova-Leuchtmasse auf den Zeigern und Zifferblatt verfärben oder beschädigen.
Ich warne daher ausdrücklich davor, eure Uhr mit einem Haartrockner zu behandeln.
1. Das passende Werkzeug
Zunächst benötigt ihr das richtige Werkzeug, falls ihr es noch nicht habt. Ein Gehäusedeckelöffner, der speziell für die kleinen Kerben auf dem Gehäusedeckel von Tudor/Rolex-Uhren angepasst ist, ist unerlässlich. Ein solcher Gehäusedeckelöffner ist beispielsweise bei Uhrenwerkzeug.com ab 30 Euro erhältlich. Alternativ gibt es auch die sogenannten Sticky Ball Gehäuseöffner, die schon für unter 5 € auf eBay erhältlich sind. Der Sticky Ball ist zwar kein Profiwerkzeug, reicht jedoch aus, bis ihr einen Uhrmacher aufsuchen könnt.
Zusätzlich benötigt ihr ein Federstegbesteck, um das Armband zu entfernen. Ich verwende hier ein kleines BERGEON-Werkzeug, das ebenfalls bei Uhrenwerkzeug.com erhältlich ist.
Zusammengefasst:
- Gehäusedeckelöffner
- Federstegbesteck
- Eine weiche Unterlage
Mit diesen Werkzeugen könnt ihr die Uhr öffnen und die Feuchtigkeit selbst entfernen. Seid jedoch vorsichtig und nehmt im Zweifelsfall einen Profi zu Hilfe!
2. Das Öffnen der Uhr
Wenn du das passende Werkzeug, insbesondere den Gehäusedeckelöffner, zur Hand hast, kann es auch schon losgehen. Zunächst musst du mit dem Federstegbesteck das Armband entfernen, um freien Zugang zum Gehäusedeckel zu erhalten.
Achte darauf, das Armband vorsichtig zu lösen, um Kratzer oder Beschädigungen am Gehäuse zu vermeiden. Sobald das Band entfernt ist, hast du die nötige Freiheit, um den Gehäusedeckel zu öffnen.
Verwende den Gehäusedeckelöffner, um den Deckel sicher zu lösen. Es ist wichtig, den Deckel gleichmäßig zu drehen und nicht zu viel Kraft anzuwenden, um Schäden zu vermeiden. Wenn der Deckel gelöst ist, kannst du ihn vorsichtig abnehmen, um den Innenraum der Uhr zu erreichen.
Nun, da du die Uhr geöffnet hast, kannst du mit den weiteren Schritten fortfahren, um die Feuchtigkeit zu entfernen.
3. Die Uhr öffnen
Nachdem das Armband entfernt wurde, geht es nun darum, die Uhr zu öffnen. Legt die Uhr vorsichtig mit dem Uhrenglas nach unten auf eine weiche Unterlage, um Kratzer auf dem Glas oder dem Gehäuse zu vermeiden.
Setzt nun das Werkzeug – in diesem Fall ein Sticky Ball – an der Rückseite der Uhr an. Der Sticky Ball wird in die Kerben des Gehäusedeckels eingesetzt. Dreht nun langsam und vorsichtig gegen den Uhrzeigersinn, um den Gehäusedeckel zu lösen. Achtet darauf, dass ihr dabei nicht abrutscht, um Kratzer oder Beschädigungen am Gehäusedeckel zu vermeiden.
Der Sticky Ball ist eine einfache, aber wirksame Lösung, um den Deckel zu lösen. Wenn der Deckel widerstandslos aufgedreht wird, könnt ihr ihn vorsichtig abnehmen und die Uhr öffnen.
Nun seid ihr bereit, die Feuchtigkeit zu entfernen und eure Uhr wieder trocken zu bekommen.
3. Feuchtigkeit aus der Uhr entfernen
Nachdem ihr die Uhr mit geöffnetem Gehäusedeckel vor euch habt und das Uhrwerk sichtbar ist, sollte nun darauf geachtet werden, dass keine Kleinteile herausfallen. Vermeidet es, am Uhrwerk selbst herumzuhantieren, um Schäden zu verhindern.
Nun kommt der eigentliche Prozess, um die Feuchtigkeit zu entfernen:
Am besten legt ihr die Uhr auf eine Heizung bei niedriger Wärmestufe oder in die Sonne. Wichtig ist, dass das Uhrwerk nach oben zeigt, damit der Wasserdampf nach oben entweichen kann. Ihr müsst dann nichts weiter tun, als abzuwarten. Kontrolliert in regelmäßigen Abständen, alle ein bis zwei Stunden, ob noch Feuchtigkeit am Uhrenglas zu sehen ist.
4. Gehäusedeckel wieder anschrauben
Sobald keine Feuchtigkeit mehr am Glas sichtbar ist, könnt ihr den Gehäusedeckel wieder aufschrauben. Dreht den Deckel im Uhrzeigersinn auf den Gehäuseboden und zieht ihn mit dem Uhrenwerkzeug wieder fest (Handfest, ohne Überdrehen).
Nach dieser Selbsthilfe ist die Dichtigkeit der Uhr noch nicht garantiert. Wenn ihr weiterhin mit der Uhr schwimmen oder duschen möchtet, sollte sie unbedingt von einem Uhrmacher überprüft und wieder wasserdicht gemacht werden.
Ich hoffe, dieser kleine Workshop konnte euch weiterhelfen. Solltet ihr noch Fragen haben oder Hilfe benötigen, hinterlasst einfach einen Kommentar oder kontaktiert mich. Ich kann euch auch Adressen nennen, die eure Uhr wieder wasserdicht machen.
SG. Herr About Manuel Vielleicht können Sie mir helfen
Habe eine Longines Armbanduhr von Reparatur -Generalüberholung zurückbekommen ca.400.-E
bezahlt . fahre in den Urlaub und gehe nichts ahnend damit ins Wasser. Sofort den Deckel aufgemacht
und Wasser ausgelassen .Uhrmacher sagt ca, nochmal 600.- – 800.- E
Kann ich die Uhr selber in Rostlösung legen – dann mit Reinigungsspray und Uhrenöl einsprühen
zum laufen bringen ? Danke im voraus Hermann Ponta
Hallo Herr Ponta,
ich rate Ihnen dringend davon ab, Ihre Uhr in eine Rostlösung zu legen oder sie mit Reinigungsspray oder Uhrenöl zu behandeln. Solche Maßnahmen können mehr Schaden anrichten als nutzen und im schlimmsten Fall zu einem vollständigen Verlust der Uhr führen.
Lassen Sie die Reparatur bitte von einem Fachmann durchführen. Nur so können Sie sicherstellen, dass die Uhr ordnungsgemäß und schonend behandelt wird.
Da ich Ihre Uhr nicht kenne, kann ich nicht beurteilen, ob oder wie weit sie wasserdicht ist. Wenn sie allerdings vor Ihrem Urlaub beim Uhrmacher war, sollte die Wasserdichtigkeit bei einem Service überprüft und gegebenenfalls wiederhergestellt worden sein. Falls die Uhr fürs Wasser geeignet ist, empfehle ich, den Uhrmacher zur Klärung zu kontaktieren und ihn in die Verantwortung zu nehmen, warum die Uhr nach dem Service nicht mehr wasserdicht war.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen. Bitte versuchen Sie nicht, die Uhr selbst zu reparieren – Ihre Uhr wird es Ihnen danken!
Beste Grüße
Manuel