Das Replica-Geschäft ist ein komplexes und oft undurchsichtiges Feld, das in verschiedenen Formen existiert. Es gibt einige gängige Abläufe und Prozesse, die für den Erwerb, die Herstellung und den Vertrieb von Uhren im Replica-Markt typisch sind.
Vorweg: Ich werde hier keine Tipps oder Links zu Händlern teilen! Es geht einzig und allein darum, zu verstehen, wie diese Industrie funktioniert und strukturiert ist.
Als Uhrensammler kommt man am Thema Replica-Uhren nicht vorbei. Meiner Meinung nach sollte man sich auch in diesem Bereich ein gewisses Wissen aneignen – nicht, um gefälschte Uhren zu kaufen oder, noch schlimmer, Replica-Uhren Uhren zu überteuerten Preisen weiterzuverkaufen, sondern vielmehr aus dem Grund: Kenne deinen Feind.
Abläufe im Replica-Uhren-Geschäft
Vor einigen Jahren war das Thema Replica-Uhren noch relativ unbedeutend. Man wusste, dass sie existieren, und konnte sie meist relativ einfach als Fälschungen erkennen. Doch mit der Zeit sind die Replica-Uhren immer besser geworden, sodass sie heute so gut sind, dass man sie oft kaum noch von echten Uhren unterscheiden kann. Hierbei spreche ich nicht von den Uhren, die man in Thailand oder der Türkei am Strand bekommt, sondern von echten Replica-Uhren, die gezielt für den Markt produziert werden.
Ein Kenner erkennt die Unterschiede, aber für einen Laien ist es nahezu unmöglich, die Uhren zu unterscheiden.
Ich möchte hier eine detaillierte Beschreibung des Ablaufs verfassen, wie die Replica-Industrie funktioniert. Dies wird helfen, zu verstehen, wie der Prozess aussieht, nachdem gefälschte Uhren bestellt werden.
Die Informationen in diesem Beitrag sind auf die meisten in China ansässigen Dealer anwendbar.
Wer sind die Händler und was machen sie?
Ein Replica-Uhren-Dealer ist kein Uhrenproduzent. Die großen Händler stehen jedoch in engem Kontakt zu den Produzenten und Fabriken (wie Noob Factory, H-Factory etc.). Dadurch haben sie Einfluss darauf, was produziert wird, und können die Prototypen begutachten, bevor sie in die Massenproduktion gehen.
- Replica-Dealer haben keine eigene Fabrik. Ihre Büros befinden sich meist in Guangzhou.
- Sie haben keinen eigenen Bestand an Uhren, es sei denn, es handelt sich um die meistverkauften Modelle. Dies dient dazu, mögliche Verluste zu verhindern. Sobald der Dealer eine Uhr bestellt, muss er sie sofort bezahlen.
- Es handelt sich nicht um Straßenhändler, sondern um professionelle Händler mit Büros in den besten Lagen der Stadt.
Es gibt auch viele sogenannte „Scammer“. Diese haben zwar eine Webseite oder einen Online-Shop für gefälschte Uhren, aber ihr Ziel ist es nur, das Geld zu kassieren und dann zu verschwinden.
Versand nach Europa
Der Versand nach Europa, insbesondere nach Deutschland, erfolgt über Drittländer, in denen die Zollkontrollen nicht so streng sind. Von dort aus wird die Ware an Mittelsmänner weitergeleitet, die sie dann nach Deutschland verschicken.
Die Fabriken
Jede Fabrik hat ihre eigene Arbeitsweise, und die Händler haben nur begrenzte Kontrolle darüber. Sie können die Fabriken lediglich bitten, bestimmte Dinge zu tun. Letztendlich liefern die Fabriken die Produkte und haben in dieser Beziehung das Sagen. Wenn eine Uhr einen Defekt aufweist, wird sie direkt von der Fabrik ausgetauscht. Es gibt viele Fabriken, die gefälschte Uhren herstellen, aber deren Uhren entsprechen nicht immer einem einheitlichen Qualitätsstandard. Daher muss jeder Händler seinen eigenen Qualitätscheck durchführen.
Warum keine Razzia bei diesen Händlern und Fabriken?
Dies liegt zum einen an der Mentalität der Chinesen. In China werden Plagiate und Fälschungen anders wahrgenommen als in der EU oder den USA. Zum anderen verdienen die Händler und Fabriken durch den Verkauf von gefälschten Uhren so viel Geld, dass sie in der Lage sind, die Polizei und Politiker zu bestechen.
Jedes Jahr wird eine groß angelegte Razzia der chinesischen Polizei in Zusammenarbeit mit Vertretern der Schweizer Uhrenindustrie durchgeführt, aber die Erfolge sind eher mäßig. Natürlich erwischt es hin und wieder den einen oder anderen kleinen Händler, aber die großen Player haben sich längst in Kartellen organisiert und schützen sich gegenseitig.
Die Fabriken und ihre Zulieferer
Ein Großteil der Fabriken produziert auch legale Waren und schwenkt dann für die Replica-Produktion um. In der Uhrenindustrie, wie auch in der Autoindustrie, gibt es verschiedene Zulieferer. Eine Fabrik stellt nur Gläser her, eine andere produziert Zeiger, und wieder eine andere fertigt die Gehäuse an. Am Ende dieser Produktionskette wird die Uhr in einer Fabrik zusammengebaut, die sich die Einzelteile von den anderen Lieferanten besorgt.
Das erklärt, warum es so schwierig ist, diese Fabriken hochzunehmen. Es ist nicht illegal, Gläser oder Zeiger für Uhren zu produzieren. Anders sieht es bei Gehäusen und Zifferblättern aus, aber auch diese Teile werden oft für legale Produkte produziert.
Es ist letztlich eine Frage von Angebot und Nachfrage sowie dem Preis.
Vermarktung von Replica-Uhren
Es gibt mehrere große Internetforen, in denen Replica-Uhren angeboten werden und in denen Händler als „seriös“ eingestuft werden. Auch Plattformen wie iOffer oder AliExpress bieten gefälschte Uhren an, aber in der Regel handelt es sich dabei um minderwertige Nachahmungen.
Das Gesetz
In Deutschland ist der Besitz von Replica-Uhren erlaubt, ebenso wie die Einfuhr aus dem Urlaub (z. B. im Handgepäck oder Koffer). Verbunden mit der Einfuhr über den Postweg jedoch ist illegal. Diese Uhren werden sofort beschlagnahmt und vernichtet. Auch der gewerbliche Handel mit gefälschten Uhren und anderen Fälschungen ist in Deutschland verboten.
Hier eine allgemeine Übersicht:
- Herstellung von Replica-Uhren
Die Herstellung von Replica-Uhren erfolgt in verschiedenen Qualitätsstufen. In den meisten Fällen werden diese Uhren in China und anderen Ländern produziert, in denen Arbeitskosten niedriger sind. Der Ablauf sieht oft so aus:
Design und Kopie: Das Design der Replica-Uhr wird in der Regel von Originaluhren nachgeahmt, wobei das Hauptaugenmerk auf den sichtbaren Merkmalen wie Gehäuse, Zifferblatt, Zeiger und Krone liegt. Bei höherwertigen Repliken wird sogar versucht, das Gewicht und das Material der Uhr zu imitieren.
Werk und Bewegung: Replica-Uhren verwenden oft billigere Uhrwerke, die nicht mit den Originalwerken von Marken wie Rolex, Omega oder Patek Philippe vergleichbar sind. In manchen Fällen werden Werke von minderwertigen Herstellern oder standardisierte Automatikwerke wie das ETA 2824 verwendet. Höherwertige Repliken könnten jedoch verbesserte oder sogar leicht modifizierte Werkzeuge verwenden, um der Originalbewegung näher zu kommen.
Fertigstellung: Die Uhr wird in der Regel auf dem gleichen Band wie das Original geliefert (meist Edelstahl, aber auch Leder oder Kautschuk), um das Gesamtlayout zu vervollständigen. Die Zeitmessgenauigkeit und die Haltbarkeit sind oft deutlich schlechter als bei echten Markenmodellen.
- Verkauf und Vertrieb
Replica-Uhren werden über verschiedene Kanäle verkauft. Die Hauptvertriebswege umfassen:
Online-Marktplätze: Websites wie eBay, Alibaba oder spezialisierte Replica-Plattformen sind häufige Anlaufstellen für den Kauf von Replica-Uhren. Käufer finden hier oft Modelle zu einem Bruchteil des Preises des Originals. Die Verkäufer können in vielen Fällen anonym bleiben, und es gibt auch häufig Händler, die direkt mit den Herstellern zusammenarbeiten.
Social Media & Foren: In den letzten Jahren ist der Verkauf von Replica-Uhren auch über soziale Medien, WhatsApp-Gruppen oder spezialisierte Foren aufgetaucht. Hier gibt es oft kleine, private Netzwerke von Käufern und Verkäufern.
Direktverkauf: In einigen Fällen werden Replica-Uhren direkt über Händler und Boutiquen verkauft, die auf den Verkauf von Fälschungen spezialisiert sind. Diese Geschäfte könnten über physische Verkaufsräume oder auch über “grenzüberschreitende” Märkte in Regionen, in denen die Gesetze weniger streng sind, existieren.
- Preisgestaltung und Qualität
Die Preisgestaltung im Replica-Markt variiert stark und ist abhängig von der Qualität und dem Modell:
Niedrigpreisige Repliken: Diese können zwischen 50 und 150 Euro kosten und bieten in der Regel eine ungenaue Nachbildung des Originals mit schlechten Materialien und einem minderwertigen Uhrwerk.
Mittlere Preisklasse: In dieser Kategorie liegen viele „Schwesteruhren“ oder „Niederquali-Repliken“, die oft zwischen 200 und 500 Euro kosten. Diese können eine bessere Verarbeitung und zuverlässigere Uhrwerke haben, sind aber immer noch weit von den Originalen entfernt.
Hochwertige Repliken: Diese können bis zu 1000 Euro oder mehr kosten und bieten eine genauere Nachbildung des Originals, einschließlich besserer Materialien, verbesserter Uhrwerke und manchmal sogar Swiss-Made-Movement-Kopien.
- Marken und Fälschungsschutz
Die bekanntesten Marken, die im Replica-Markt nachgeahmt werden, sind vor allem Luxusmarken wie Rolex, Omega, Patek Philippe und Audemars Piguet. Diese Marken bieten jedoch auch umfassende Schutzmechanismen:
Fälschungserkennung: Unternehmen wie Rolex investieren in Technologien zur Fälschungserkennung, wie zum Beispiel Mikroskop-Untersuchungen, spezielle Materialien und Seriennummern, die schwer zu replizieren sind.
Strafrechtliche Verfolgung: In vielen Ländern, insbesondere in Europa und den USA, gibt es strenge Gesetze gegen das Kopieren von Markenprodukten. Unternehmen wie Rolex und Omega verfolgen Fälscher in rechtlichen Auseinandersetzungen, um ihre Marken zu schützen.
Kundenschutz: Einige Anbieter bieten Käufern von Replica-Uhren „Echtheitsgarantien“ an. Dies ist jedoch nur eine Versicherung gegen schlechte Qualität, da sie keine echte Authentizität im rechtlichen Sinne garantieren.
- Kunden und die Motivation hinter dem Kauf
Ein großer Teil der Käufer von Replica-Uhren sind sich bewusst, dass sie keine Originale kaufen. Einige der Hauptgründe für den Kauf von Replica-Uhren sind:
Kosteneinsparung: Eine echte Rolex oder Omega kann zehntausende Euro kosten. Replica-Uhren bieten einen „luxuriösen Look“ zu einem Bruchteil des Preises.
Statussymbole: Einige Käufer möchten eine Rolex oder ähnliche Marken tragen, ohne die hohen Kosten oder das Risiko eines Diebstahls einzugehen.
Interesse an Design und Technik: Viele Käufer sind einfach an dem Design und der Technik interessiert und möchten das Aussehen einer teuren Uhr genießen, ohne sich in Schulden zu stürzen.
Fazit:
Das Replica-Geschäft bleibt aufgrund der niedrigeren Preise und der attraktiven Nachbildungen von Luxusuhren weiterhin eine bedeutende Branche. Es gibt jedoch zahlreiche Risiken, die Käufer beim Erwerb von Replica-Uhren berücksichtigen sollten, insbesondere bei der Qualität und der Gefahr von rechtlichen Problemen.