Eigentlich wollte ich heute einen anderen Artikel veröffentlichen, aber in mir brodelt es, und das muss jetzt einfach raus. Ich bin ein bisschen verärgert über Tudor. Und bevor hier Missverständnisse aufkommen: Ich bin kein gewöhnlicher Tudor-Fanboy. Ich habe mein Uhrensammeln einem ganz bestimmten Markennamen gewidmet und möchte in diesem Artikel ein wenig Frust abbauen.
Ich bin ein sehr loyaler Mensch, und jeder, der mich ein bisschen besser kennt, weiß das. Bei mir ist es ziemlich extrem ausgeprägt. Wenn ich mich für etwas entscheide, dann bleibe ich dabei. Meine erste feste Freundin habe ich vor 18 Jahren kennengelernt, heute ist sie meine Frau und die Mutter meiner Kinder. Mein erstes Auto war ein alter Mercedes 190, und auch heute fahre ich immer noch Mercedes. Seit 13 Jahren arbeite ich für die Firma, bei der ich meine erste Festanstellung bekommen habe. Und ich trage noch immer die Uhr, die ich vor 20 Jahren bekam – eine Tudor.
Manchmal werde ich von Bekannten belächelt und muss mir Fragen anhören wie: „Warum sammelst du so viele Tudor-Uhren? Verkaufe sie doch und hol dir stattdessen Rolex!“ Ja, könnte ich, aber will ich nicht. Warum auch? Für mich sind Tudor-Uhren einfach interessanter.
Ich denke, wenn man so lange mit einer Marke verbunden ist wie ich mit Tudor, darf man auch mal Kritik üben – und das ist ja auch das Schöne an einem Blog. Kritik gehört zu einer guten Beziehung dazu. Tudor und ich haben schon Höhen und Tiefen erlebt (ich erinnere mich da an die Ära der Hydronaut…), bis hin zur Angst, ob die Marke überhaupt noch weiter existieren würde.
Was mich jetzt besonders ärgert, ist das neue Marketing von Tudor. Okay, ich bin kein Marketingexperte, aber ich bin ein Kunde. Angefangen hat es schon dieses Jahr auf der Baselworld. Als ich das erste Mal vor dem Tudor-Stand stand, war ich etwas überrascht. Alles wirkte so clean und leblos. Ich dachte mir noch: „Okay, es ist der erste Tag, und nur die Presse hat Zutritt. Da kommt bestimmt noch mehr.“
Pustekuchen. Am nächsten Tag wurde dann die Tudor-Webseite relauncht, und es sah genauso aus: clean, lieblos, unpersönlich. Es gibt keine Taucher mehr, keine Schlittenhunde, keine Expeditionen zum Nordpol – all das, was Tudor in der Vergangenheit ausgemacht hat, ist weg. Vielleicht stört es nicht jeden, aber mich schon.
Tudor hat seit der Heritage-Reihe einen neuen Lifestyle verkörpert: Abenteuer, Adrenalin, jung und sexy. Sie haben erreicht, was sie sich jahrelang gewünscht haben: unabhängiger von ihrem Mutterkonzern Rolex zu sein. Aber jetzt, so habe ich das Gefühl, ist es wieder zu viel Rolex. Was mich besonders ärgert, ist, dass sie den Uhren immer noch dieses Image geben. Bei der neuen Black Bay Bronze zum Beispiel wird gesagt, dass sie von der Ästhetik alter Schiffe und Taucherausrüstung inspiriert wurde. Und natürlich wurden auch wieder ausgewählte Pressevertreter zum Tudor-Launch-Dinner eingeladen – mit coolen Locations und vielen Gimmicks, die zu den neuen Modellen passen.
Aber warum zeigen sie es nicht mehr? Wo sind die coolen Bilder? Wo sind die Hammer-Werbe-Videos? Dieses Jahr gab es weder Videos noch aufregende Abenteuer – einfach nur trockene Fakten. Dabei hätten die neuen Modelle echt das Potenzial für einen Marketing-Knaller!
Oder liegt es wirklich daran, dass Davide Cerrato, der Head of Marketing, zu Montblanc gewechselt ist? Davide hat erstklassige Marketingarbeit geleistet. Wenn ich zum Beispiel das Video von der Black Bay sehe, will ich sofort meine Black Bay anlegen. Der schwarze Heritage Chrono ist mein Favorit, aber nachdem ich das Video vom Chrono Blue gesehen habe, musste ich ihn einfach haben. Das Video hat etwas in mir bewegt, es war einfach die Verkörperung eines Lebensgefühls – das Meer, die Location, der Song von Dean Martin, einfach perfekt.
Man merkt deutlich, dass Davide weg ist, und jetzt scheint es so, als hätte Rolex das Marketing übernommen. Ich hoffe, dass dies nur eine Übergangsphase ist und dass man den alten Kurs beibehält. Es wäre wirklich schade, wenn Tudor wieder abhängiger von Rolex wird.
Wie gesagt, das ist meine Meinung. Mich würde aber eure Meinung zu diesem Thema sehr interessieren. Was haltet ihr vom neuen Marketing von Tudor? Ist es euch egal, oder hat euch das alte besser gefallen? Oder habt ihr vielleicht eigene Ideen, wie man es besser machen könnte oder ob man es einfach so lassen sollte?